von Fijula

Pamplona will uns nicht gehen lassen. Wir biegen falsch ab. Ein Herr sieht uns und meint, unser Weg sei „mal“ – schlecht. Auf Spanisch erklärt er uns den Weg. Wir verstehen Bruchstücke, der Rest ist Intuition. Der erste Rucksackträger taucht vor uns auf. Wir folgen einfach und hoffen, dass er nicht die Toilette sucht.
Dann werden es immer mehr baumelnde Jakobsmuscheln an bunten Rucksäcken unterschiedlicher Größe. Leichtfüßig sausen wir an ihnen vorbei.


In Zariquigui gibt es einen Pilgershop, der Frühstück verkauft. Hier hängen ca. 30 Pilger auf dem Gehsteig, auf den Mauern und Rasenflächen herum. Wir nehmen den Kaffeeduft auf und legen die Rucksäcke ab. Es gibt Bananen, mein Magen hüpft vor Freude.
Nach dem Frühstück sehen wir das vollste Dixieklo unseres Lebens. Randvoll oder sogar darüber hinaus. Mehr sage ich nicht.

Es folgt der Aufstieg zum „Alto de Perdón “ – Der Berg der Läuterung. Neben der Läuterung gibt es hier auch das bekannte Denkmal des Pilgerzuges. Oft haben wir es in Büchern und Filmen gesehen. Jetzt stehen wir davor und freuen uns wie Kinder vor dem Weihnachtsbaum. Eine Weile bleiben wir. Es weht ein kühler Wind.
Jacke an, Jacke aus … Rucksack aufgesetzt und weiter bis Eunate.

Santa Maria de Eunate, das Mysterium am Pilgerweg, das einen kleinen Umweg von 4 km erfordert. Es ist ein achteckiger Bau, eine Kirche im romanischen Stil mit mozarabischen Einflüssen. Der Grundriss, ein Oktogram, ist eine Bauweise der Templer, zudem weist die Kirche Ähnlichkeiten mit der Grabeskirche in Jerusalem auf. All das gibt Anlass für wilde Spekulationen. Im Pilgerführer steht, man solle dreimal barfuß um das Gebäude schreiten, um die spirituelle Kraft besser aufzunehmen. Das machen wir natürlich. Kraft werden wir noch brauchen für den weiteren Weg. So gestärkt laufen wir nach Obanos. Nach 28 Tageskilometern erreichen wir die schöne Herberge von Elena: „Casa Raichu“. Sie begrüßt uns herzlich mit Google-Übersetzer: „Schön, dass du da bist.“


Ja, wir freuen uns auch. Elena ist eine sehr warmherzige Frau. Wir sind heute ihre einzigen Gäste und es ist ihr sehr daran gelegen, dass es uns an nichts mangelt. Sie und ihr Mann bereiten ein erstklassiges Abendessen mit Gemüse aus ihrem Garten und Eiern von glücklichen Hühnern. Pollos felices! So fühlen wir uns auch an diesem Abend. Heute lagen hinter dem Berg so viele schöne, glückliche Momente.