von Fijula

Wir haben erfahren, dass ihr vergeblich auf unsere Blogberichte gewartet habt. Hier kommt die Erklärung. Je suis malade – ich bin krank. Krank auf dem Pilgerweg, das wünscht sich keiner, und ich hasse es sowieso, krank zu sein. Da es aber nun einmal vorkommen kann, dass man auch auf dem Pilgerweg krank wird, folgt nun mein persönlicher Bericht.

Irgendwann gegen 4 Uhr morgens werde ich von heftigen Kopfschmerzen geweckt und denke kurz darüber nach, ob es an den zwei Gläsern Weißwein vom Abend zuvor liegen könnte. Verwerfe den Gedanken aber gleich wieder, denn dazu waren die Gläser einfach nicht groß genug. Notfalls muss ich mir mit Paracetamol über die Etappe helfen.

7 Uhr morgens: Zu den Kopfschmerzen gesellt sich Übelkeit und ein plötzlicher Schweißausbruch, der mich dazu veranlasst, mich meiner Kleidung fast komplett zu entledigen und das Fenster aufzureißen. Oleander guckt verstört von ihrem Bett herüber, da ich sonst eher dazu neige, drei Jacken übereinanderzuziehen.

Ich wundere mich auch und hoffe, dass wenigstens die Übelkeit nachlässt. Vielleicht hilft ein Schwall kaltes Wasser im Gesicht, denke ich und beschließe, das einzige Bad im Haus aufzusuchen.

Ich öffne die Badezimmertür, mein Blick fällt auf einen nackten Mann, kurz erstarre ich – rufe „sorry“, drehe mich um 180 Grad und umarme die Toilettenschüssel. Ich hoffe, er nimmt es nicht persönlich.

Da sich mein Kreislauf auf dem Weg zurück ins Bett verabschiedet, habe ich keine Kraft, darüber nachzudenken, sondern schlafe erschöpft ein.

Als ich aufwache, geht es mir noch schlechter, die Übelkeit zwingt mich erneut und dann wiederholt, der besagten Schüssel einen Besuch abzustatten.

Wie soll ich die heutige Etappe nur schaffen? Wie soll ich überhaupt meinen Rucksack packen, geschweige denn tragen?

Ich raffe mich auf und meine Sachen zusammen, immer wieder verliere ich den Kampf gegen die Übelkeit. Es wird mir klar, dass ich mich heute nicht auf den Weg machen kann. Liegen scheint mir die einzige Möglichkeit, den Tag zu überstehen. Nur wie und wo? Wir müssen weiter, die nächste Unterkunft liegt eine Etappe entfernt, es regnet.

Die Gruppe erkennt die Lage und organisiert für mich den Transport zur nächsten Unterkunft, den unser Gastgeber Jean-Yves selbst übernimmt. Chora erklärt sich bereit, mich zu begleiten, der Rest der Gruppe macht sich auf den Weg, die Tagesetappe zu bewältigen.

Im Auto erklärt Jean-Yves, wie sehr die Natur den Regen braucht, obwohl es ihm natürlich für die Pilger leid tut. Ich würde gerne zur Kommunikation beitragen, muss aber konzentriert durch die Nase atmen, um eine Katastrophe im Inneren des Wagens zu verhindern.

Bei der nächsten Unterkunft lässt uns Adeline, obwohl wir zu früh sind, ins Haus. Jean-Yves trägt meinen Rucksack, ich bin dankbar und frage Adeline sofort nach der Toilette. Dann sinke ich auf die Couch und viel mehr als diese beiden Orte sehe ich in den nächsten Stunden nicht.

In den kurzen, wachen Momenten sorge ich mich darum, die Pilgerreise hier abbrechen zu müssen.

Inzwischen ist auch die Gruppe total durchnässt eingetroffen. Irgendjemand bringt einen Korb mit Nahrungsmitteln vorbei, davon mache ich drei Fotos und falle wieder auf die Couch.

Im Halbschlaf bekomme ich mit, wie die Gruppe ihre nassen Klamotten im Haus verteilt und die Waschmaschine anwirft – ich kann nichts, nur liegen.

Mein erster Versuch, etwas Baguette zu essen, scheitert und ich frage, ob mir jemand Ingwer gegen die Übelkeit besorgen kann – meine Geheimwaffe. Frischer Ingwer ist nicht aufzutreiben, aber Ingwerpulver, das ich mir verzweifelt großzügig ins heiße Wasser kippe. Ich will morgen laufen!

Die Gruppe kocht Nudeln und ich bin wild entschlossen zu essen.

Also esse ich immer wieder ein paar Nudeln und bekämpfe die Übelkeit sofort wieder liegend auf der Couch. Das wiederhole ich ein paar Mal in Abständen und Froggy bringt mir noch Cola mit Salz. Ich hoffe! Ich rede meinem Magen gut zu und tatsächlich – gegen acht wird es besser – das Leben kehrt zurück.

Cola mit Salz, liebevoll verrührt.

Gegen zehn bin ich bereit, unseren Blog zu bearbeiten, der dann tatsächlich noch vor Mitternacht online geht.

Ich bin zurück und freue mich auf die nächste Pilgeretappe.