Wie ein Bad im goldenen Licht
Wir laufen drei Stunden nonstop durch die Wildnis. Wegen der üppigen Vegetation gibt es kaum Gelegenheit zu rasten, ohne dass dem Pilgerkörper eine feindliche Übernahme durch französische Klein- und Krabbeltiere droht. Die Truppe ist not amused und kurz vor der Meuterei.
La Chapelle scheint ein Ort der Ruhe und geeignet zum Rasten zu sein. Laut GPS nur 1 km entfernt. Luftlinie! Der Pilgerweg führt im Halbkreis um die Kapelle herum, was zur Folge hat, dass sich der Abstand nicht verringert. Als wir nach einer Stunde Marsch auf ein weiteres Schild „La Chapelle 1 km“ stoßen, sprechen einige schon vom „Bad-Münstereifel- Effekt“. Denn dort sind wir auch ca. 1 Stunde um die Stadt herum gelaufen, in einem Abstand von immer genau einem Kilometer.
Endlich ist die Kapelle in Sicht. Sie liegt ca. 150m fernab vom Pilgerweg. 3/5 der Truppe haut es an dieser Stelle nieder, zu einem spontanen Verweigerungsnickerche. Zumal es im Pilgerführer auch hieß, die Kapelle sei geschlossen.
2/5 stapfen wild entschlossen und unbeirrt weiter. Nach wenigen Schritten werden sie mit einem Kleinod am Ende des Weges belohnt.

La Chapelle ist größer als der Name vermuten lässt. Auf einer Wiese davor gibt es einen Grill- und Picknickplatz mit Bänken und Tischen.
Es ist sehr ruhig und einladend, so lassen wir uns nieder. Plötzlich biegt ein Paar um die Ecke und verschwindet in der Kapelle.
Erstaunt blicken wir auf. Sollte die Kapelle doch geöffnet sein, lohnt sich ein Blick hinein.
Die Tür öffnet sich schwerfällig und gibt dann den Blick frei auf ein wahres Schätzchen. Die Kapelle wurde scheinbar unlängst renoviert und erstrahlt im neuen Glanz. Plötzlich scheint die Sonne durch die Fenster – der Innenraum ist erfüllt von goldenem Licht. Die orange-gelben Wände verstärken diesen mystischen Moment und das Herz geht auf. Inzwischen hat das Paar die Kapelle verlassen. Ganz allein eingehüllt in goldenes Licht, fühlt man sich wie an einem Ort jenseits der Realität. Die Akustik in diesem alten Gemäuer ist so gut, dass es spontan zum Singen verführt.
Man möchte gar nicht mehr hinaus, obwohl der Ort um die Kapelle ebenso verwunschen und geheimnisvoll aussieht.

Nach einer guten Stunde sind wir geneigt, wieder Kontakt zu der versprengten Truppe aufzunehmen. Ein Teil des goldenen Lichts begleitet uns den Rest des Tages.
Danke für den Blick in die Kapelle.
Wir wünschen euch noch viele schöne wunderbare Eindrücke.
Gott zum Gruße, Bärle und ihr Anhang
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