Ich würde lieber nackt gehen, als…

5 Tage auf der Strecke und wir stellen fest – wir müssen Ballast abwerfen. Teilweise habe wir das schon verbal erledigt, jetzt geht es ans Gepäck. Zuviel Gewicht auf dem Pilgerrücken. Die Herzen und die Seelen sind schon leichter – nun sollen die Rucksäcke folgen.

Die Lösung: Ein Karton muss her – wir schicken Überflüssiges nach Hause.

Wir sind wild entschlossen und packen im Geiste schon ein, aber in der nächsten Herberge mangelt es an Karton sowie an Post vor Ort.

Erst in Contrexéville besorgt uns der überaus eifrige und alles regelnde Hotelchef Pippo einen Karton mit den bescheidenen Maßen von 120 cm x 40 cm.

Als ein Bild davon nach Hause gelangt, wird sofort vermutet, dass sich eine von uns postal verschicken lässt.

Wir müssen uns trennen, allerdings nicht von einer unserer Mitpilgerinnen, sondern von Gepäckstücken. Es wird gerätselt, ob zwei lange Hosen nötig seien, die warme Jacke, das Buch, die dicken Wanderschuhe, der Regenschutz…. Wir stellen fest, wir rutschen schon in die Bedürfnislosigkeit – wir brauchen nichts mehr außer…

Von unseren Klamotten trennen wir uns offenbar recht schnell, aber jede hat mindestens einen Gegenstand, von dem sie sich nur in einer lebensbedrohlichen Notlage trennen würde.

Es entsteht der Satz: Ich würde lieber nackt gehen, als….

Koshi: Ich würde lieber nackt gehen, als ohne Lippenstift (den kann man zur Not auch noch essen).

Oleander: Ich würde lieber nackt gehen, als ohne Socken ( ist man dann eigentlich noch nackt?)

Froggi: Ich würde lieber nackt gehen, als ohne Pilgerpass (das glauben wir sofort).

Fijula: Ich würde lieber nackt gehen, als ohne Kamera (irgendjemand muss die ganzen Nackten ja festhalten).

Das Gespräch erstreckt sich auf Wichtiges und Unwichtiges beim Pilgern, im Leben und überhaupt.

Im Karton landen dann 11 kg Ballast. Wir pilgern  mit leichtem Herzen, leichter Seele und leichtem Rucksack weiter.