Wir fangen mit einem einfachen, aber ausreichenden Frühstück an. Dabei erledigen wir die notwendige Pressearbeit, schließlich wollen wir unsere Fangemeinschaft zeitnah informieren. In voller Montur, also regentechnisch betrachtet, fahren wir mit der S-Bahn zum Buchenhain. So kommt es, dass es plötzlich wieder zwölf Uhr ist, als wir starten. Die Etappe fängt so an, wie sie gestern aufgehört hat – mit REGEN. Kaum aus der Bahn gestiegen, meldet sich die Blase. Der Waldgasthof liegt verkehrsgünstig und man gewährt uns die Nutzung der WC-Anlagen. Dankbar schenken wir dem Wirt unsere Blogadresse und erklären unser Pilgerdasein. Er: „Den Pilgerweg bin ich auch schon gelaufen bis Finestere.“ Wir sind beeindruckt und pflichten ihm bei, dass man das in Corona-Zeiten nicht wagen kann. Er hofft, bald den portugiesischen Jakobsweg zu gehen und wünscht uns „Buon Camino!“

Wir wundern uns darüber, wie viel Wasser von oben kommt, nehmen aber die Herausforderung an. Die Isar hat sich zum reißenden Fluss entwickelt und wir bestaunen neben der Strömung die Baumstämme, die mit rasanter Geschwindigkeit im Wasser vorbeirauschen.

Ein Abenteuer jagt das nächste. Die Isar tritt über die Ufer und unser Weg ähnelt zusehends einem Bach. An einer Stelle flutet er unseren Weg. Kurzerhand probiert Fijula die Qualität ihrer Barfußschuhe aus, es gilt, durch knöcheltiefes Wasser zu waten. Wir folgen ihr, zum Teil mit und ohne Schuhwerk. Nach bestandener Mutprobe trocknen sich Froggy und Chora die Füße ab, Koshi läßt die Schuhe der Einfachheit halber am Fuß trocknen. Ein wenig später treffen wir eine Stelle mit relativ steilem Anstieg an. Ein kleiner Holzsteg führt über das größer werdende Bächlein. Die Naturgewalten beeindrucken heute. Von Zeit zu Zeit suchen wir Orientierung, fragen uns, wie es weiter geht. Bisweilen treffen wir auch eine Muschel. Intuitiv laufen wir aber den richtigen Weg nach Kloster Schäftlahn. Zugegeben, die in Aussicht gestellten 5 entpuppen sich als 10 km. Wir erreichen das Kloster. Was sehen wir als erstes im Vorraum? Den PILGERSTEMPEL. Jetzt erstmal den Rucksack absetzen und den Pass raussuchen. Was für ein Gefühl. Der erste Beweis aus dieser Region. Wir stärken uns mit Äpfeln, Birnen und Brötchen und freuen uns über die Trockenheit. Die Klosterkirche ist recht groß und beeindruckt durch ihren Goldschmuck auf strahlend weißen Grund. Auf zwei seitlichen Altären werden frühere Würdenträger geehrt.

In einer Glasvitrine liegen deren Skelette mit viel Gold geschmückt, so dass nur vereinzelt ein paar Rippen durchschimmern. Den Reliquien in der gesamten Ausstattung ist ihr ehrwürdiges Alter anzusehen. Nur das Gold wirkt zeitlos. Wir laufen hoch nach Ebenhausen zur S-Bahn. Dort lesen wir die neuesten Nachrichten. Die Regenmassen der letzten beiden Tage waren so ergiebig, dass selbst die A8 bei Rosenheim wegen Überflutung gesperrt werden musste. Die Schlagzeile lautet: „Die Isar verwandelt sich in den Amazonas!“