von Fijula
Wir frühstücken im Rittersaal. Roncesvalles hat ein schönes Hotel direkt neben der Abtei mit den Pilgerschlafsälen.
Froggy wollte ihr eigenes Bad und das haben wir plus vier Betten auf zwei Etagen. Fleur und ich betrachteten von der Empore das Malheur um Froggies Füße und den Mensch, der daran hängt. Am Tag zuvor frage ich Froggy kurz vorm Gipfel am Col de Lepoeder : „Was sind die kritischen Stellen am Berg?“ Sie antwortet: „Der Mensch!“
Jetzt machen sich vier Menschen wieder auf den Weg. Wir buchen keine Herbergen vor, damit ist der Druck raus, irgendwo anzukommen. Wir laufen einfach. Die Landschaft nimmt die Sinne gefangen. Es geht durch schattige Wälder. Immer wieder schimmern die Berghänge der Pyrenäen durch das Grün. Wir überqueren Bäche und begegnen dem einen oder anderen Pilger. Manche legen ein Tempo vor, dass man sich fragt, wovor sie denn davon laufen. Ein junger Mann aus Bulgarien, dessen Turnschuhe links und rechts am Rucksack baumeln, erzählt uns, dass er immer zwei Etappen auf einmal läuft, so an die 50 km. Das andere abgerockte Paar Schuhe an seinen Füßen scheint das zu bestätigen. Er isst seinen Kuchen im Stehen „to fuel up“, denn er hat ja keine Zeit.

Wir kommen in Burguete an. Ein Dorf, in das auch Hemmingway sich gerne zurück zog, um sich vom turbulenten Treiben in Pamplona zu erholen. Es wundert ein wenig, denn es ist ein Ort, der sich um eine Straße gebildet hat. Ein Durchgangsort. Vielleicht doch passend für den trinkfesten Ernest, der ja bekanntlich auch nie zur Ruhe kam, außer zu seiner letzten. Aber das war woanders.
Woanders sind auch zwei unserer Pelerins, zumindest gedanklich, denn sie übersehen die gut sichtbaren gelben Pfeile auf der Durchgangsstraße, die wieder in die wilde Natur der Navarra führen. Wir pfeifen sie zurück.

Wieder geht es bergauf und -ab auf meist schattigen Wegen. Wir überholen eine Frau, die langsam aber stetig den Weg entlang geht. Ihr Rucksack scheint schwer zu sein, aber ihr Lächeln ist leicht und offen. „Buen Camino“, wünschen wir uns gegenseitig im Vorbeigehen. In Espinal machen wir Pause im Arkadengang des Innenhofs der Kirche. Wie weit wollen wir noch gehen?
Wie ist die Moral der Truppe?
Der nächste Ort ist Bizkarreta und ungefähr 5 km entfernt. Wir müssen waschen und Froggies Füße brauchen eine Auszeit. Wir werden unseren heutigen Weg nach 12 km beenden. Im Landgasthof Nueva werden wir von Christina empfangen, die uns direkt in unser Zimmer führt.
Christinas Mimik schwankt zwischen Gelangweiltsein und unentschiedener Freundlichkeit. Dass sie noch mehr Facetten zu bieten hat, erfahren wir später, als sie die „Magic Leaves“ sieht. Unser Waschpulver in Papierform lässt sie fassungslos erstarren. Später, als Froggy und Fleur die Wäsche holen wollen, kommt ihnen das Wasser schon im Flur entgegen. Die Dichtung der Maschine hat versagt.
Froggy eilt zur Küchenhilfe und berichtet, dass da „Agua in Lavadora“ wäre. Diese betrachtet das als persönliche Attacke und lässt sich nicht einmal von Christina beruhigen, die erstaunlich entspannt reagiert. Christina, die Krisenmanagerin, sorgt erst einmal dafür, dass Froggy und Fleur die Wäsche kreativ aufhängen können.

Beim Abendessen treffen wir wieder auf die Frau mit dem offenen Lächeln. Es ist Anne aus Memmingen, wie wir erfahren. Sie ist den Camino schon mehrmals gegangen und diesmal mit ihrer Tochter unterwegs. Da jede ihr eigenes Tempo läuft, geht Anne langsam und holt ihre Tochter teilweise mit dem Bus wieder ein. Sie will nur den Weg genießen, soweit es ihr möglich ist. Wir bewundern ihre gelassene Einstellung. Beim Essen, das übrigens sehr gut ist, teilen wir unsere Erfahrungen und Geschichten von unseren Jakobswegen. Es sind die Geschichten der Menschen, die den Jakobsweg zu etwas Besonderem machen, denken wir. Vielleicht sollte sich Christina mit ihrer Küchenhilfe auch mal auf den Weg machen, damit die eine das passende Gesicht zu ihrem freundlichen Wesen findet und die andere ihre gute Laune.
Ich hoffe Froggys Füße erholen sich
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Wenn die Strecke einer schaft ,dann ihr. In Gedanken bin ich bei euch, aber läuferisch never ever. Schön Chillig weiter laufen und wenn nicht mehr geht ! Pausieren ☺️🤗
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Danke für die Motivation 🙏.Wir freuen uns. 😊
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Na Froggys Spanisch reicht ja für das Nötigste. 👍
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