Eine weitere Pilgerreise steht unmittelbar vor der Tür und wir Pélerins sind sehr damit beschäftigt, uns zu organisieren. Das ist eine besondere Aufgabe, denn schließlich steigen wir für 10 Tage aus unserem Leben aus und wollen, dass zuhause alles gut läuft während unserer Abwesenheit.

Wir machen das nicht zum ersten Mal und doch ändern sich die Anforderungen im Laufe der Zeit. Man kommt mal mehr oder weniger gut raus mit dem Kopf. Die Kinder werden größer, doch die Eltern werden älter und die Verantwortlichkeiten kann man nicht einfach so an die Garderobe hängen.

Auch der Berufsalltag und private Verpflichtungen bedürfen noch einiger Aufmerksamkeit, bevor es dann endlich losgehen kann.

Hierzu hat Oleander uns mit einem privaten Beitrag gezeigt, wie belastet die Tage vor dem Pilgern sein können.

13.9.
Lange schon steht der Termin fürs nächste Pilgern fest!
So langsam rückt der Termin näher – nur noch zweieinhalb Wochen! Der Flix Bus ist inzwischen gebucht und jetzt warten noch die letzten Vorbereitungen.

Ich freue mich sehr auf diese Auszeit und trotzdem bringt diese Zeit Unsicherheit. Geht zu Hause alles gut? Ist meine pflegebedürftige Mutter gut genug versorgt? Was ist, wenn etwas passiert?

Ich weiß, dass die Zeit des Pilgerns mir unheimlich gut tut. Und deshalb ist es wichtig, mir diese Zeit zu nehmen und zu genießen.
Dafür muss ich aber loslassen können, und das ist sehr schwer.
Für meine Mutter habe ich alles organisiert und darum brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben. Trotzdem bleibt diese Unsicherheit.

28.9. – 4 Tage vor der Abreise
Vorfreude? Keine Spur!
Meine Gedanken kreisen um die Pflege meiner Mutter. Ein erneuter Krankenhausaufenthalt und eine klare Ansage des Sozialdienstes haben die Lage erschwert. Also wieder mal ein Umdenken und Umstrukturieren. Vor drei Tagen sagt plötzlich meine Urlaubspflegekraft ab. Da kommt mir zum ersten Mal der Gedanke: Muss ich zu Hause bleiben?

Doch ich hab noch ein Ass im Ärmel.

Leider muss ich zusätzlich noch feststellen, dass mein Vater mit fast 85 leider nicht mehr in der Lage ist, die Betreuung zu übernehmen, das überfordert ihn einfach.
Kurzzeitpflegestellen sind nicht so einfach zu bekommen, also starte ich sofort eine Telefonaktion. Viele sind besetzt, andere setzen mich auf eine Warteliste und ich hoffe, am kommenden Montag noch eine Zusage zu bekommen.
Die ersten Klamotten liegen im Gästezimmer neben dem Pilgerucksack bereit…

29.9.
Heute habe ich mich noch mal hingesetzt und die restlichen Seniorenheime in der näheren und weiteren Umgebung rausgesucht. Morgen früh werde ich dann wieder mal eine Telefonaktion starten. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Mittlerweile stehen auch blitzblanke Wanderschuhe neben dem Pilgerrucksack…

30.9.
Vor mir liegt die Liste aller Seniorenheime. Ich greife zum Telefonhörer und arbeite mich durch: neuer Tag neues Glück.
Gewissenhaft vermerke ich hinter jedem Haus das Ergebnis. Bald steht auf meiner langen Liste NO als Endergebnis in der letzten Spalte.
Beim drittletzten Eintrag jedoch geschieht das nicht mehr Erwartete. Ich bekomme eine Zusage!
Ich kann mein Glück kaum fassen, ich werde tatsächlich mitfahren können.
Endlich kann ich mich gedanklich auf die Reise vorbereiten und freuen. Frankreich, ich komme!

von Oleander